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Was Arbeitssucht begünstigt
und wie man sie vermeidet
Hier geht es vor allem um die Vermeidung von Arbeitssucht am Arbeitsplatz: Arbeitssucht schadet dem Unternehmen – in jedem Fall!
Für den privaten Bereich haben wir unter «Auswege» Tipps zusammengestellt, die helfen Arbeitssucht zu vermeiden.
Beim Suchtverhalten spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle und einfache Antworten sind deshalb nicht möglich. Es wäre aber falsch, allein dem Arbeitssüchtigen die Verantwortung für seine Krankheit geben zu wollen.
Arbeitssucht kann durch bestimmte Verhältnisse am Arbeitsplatz gefördert und begünstigt werden. Arbeitgeber, Vorgesetzte/r und Mitarbeiter/innen können deshalb entscheidend dazu beitragen, Arbeitssucht oder arbeitssüchtiges Verhalten zu vermeiden.
Hier haben wir eine Übersicht erstellt, was Arbeitssucht am Arbeitsplatz begünstigt und wie Arbeitssucht vermieden werden kann:
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Begünstigt Arbeitssucht
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Vermeidet Arbeitssucht
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Arbeitgeber
Vorgesetzte
Arbeitsplatz |
Wenig Anerkennung
und Wertschätzung
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Fehlende Führungs-
qualitäten der
Vorgesetzten
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Ent-personalisierter Umgang
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Starre Hierarchien
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Anonymität
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Belohnungen, Anreizsysteme
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Arbeit wird nie fertig
(immer neue Projekte / Aufgaben bevor die laufenden beendet sind)
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Schneller Wandel, Beschleunigung
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Mangel an sozialer Unterstützung
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Konflikte
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Starre Vorgaben
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Problemorientierung.......
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Wertschätzung
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Soziale Kompetenz der Vorgesetzten
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persönlicher Umgang
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Sich einbringen können (Mitbestimmung)
Mitarbeiterförderung
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Weiterbildung
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Suchtprävention
Information
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Transparenz
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Konstanz
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Angstfreie Atmosphäre
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Qualität statt Quantität
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Gelebte Werte (Lösungs-
orientierung, Vision etc.)
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Flache Hierarchien
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Humor
Förderung von Pausen, Timeouts etc.
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Arbeitsplatz/ -organisation |
Nicht genau definierte Arbeitsvorgaben
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Unregelmässige Arbeitszeiten
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unrealistische Arbeitsziele
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flexible Arbeitsplatz-Gestaltung
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Arbeit muss selbst strukturiert und festgelegt werden
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Unklare Erwartungshaltung zum Arbeitsverhalten
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Lebensbejahender Arbeitsplatz
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Realistische Arbeitsplanung
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Definierte Arbeitszeiten
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Strukturierte und festgelegte Arbeit
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Definition, was unter gesundem Arbeitsverhalten verstanden wird (Pausen, Auszeit, Weiterbildung, Lebensbalance, keine Überstunden fördern oder auszahlen etc.)
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Mitarbeiter
Arbeits-
kollegen |
Einzelkämpfertum
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Konkurrenzdenken
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Leistungsdruck
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Isolation
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Konflikte, aggressiver Umgangston
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gereizte Stimmung
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Zuviel Eigenverantwortung
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selbstbestimmtes Arbeiten
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Viele Absenzen / Fehlzeiten
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Häufige Kündigungen
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Teamgeist
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Konfliktbereinigungs-kultur, Probleme können besprochen werden
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Gegenseitige Achtung, Respekt und Wertschätzung, Vertrauen
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Feedbacks
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Entspannte Atmosphäre
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Unterstützung
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Besprechungen, gemeinsame Unternehmungen
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Eingebunden,
integriert sein |
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Persönliche Faktoren |
Persönliche Probleme (traumatische Erlebnisse, Schicksalsschläge,
Lebenskrisen oä.)
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Mangelndes Selbstwertgefühl
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Versagensangst
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Hoher Leistungsanspruch
Perfektionismus
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Wettbewerbsorientierte Persönlichkeit
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Starke Identifikation mit der Arbeit
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Ständige Verfügbarkeit (z.B. per Natel stand-by) und Erreichbarkeit
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Aufgabe wird sehr wichtig genommen
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Arbeit nach Hause nehmen
Isolation / Einsamkeit |
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Eigenwahrnehmung
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Nein-Sagen können und dürfen
Gesundes Selbstwertgefühl
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Distanz für die Trennung von Geschäft und Privat
Gesunde Einstellung zur Arbeit und gesundes Arbeitsverhalten
Genügende echte Pausen, Erholung, Entspannung, Nichts-tun, Ruhe, Stille.
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Gesunde Lebensbalance
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Gute Sozialkontakte
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Arbeitssüchtige haben ein zwanghaftes Arbeitsverhalten, mit welchem sie sich schweren gesundheitlichen Schaden zufügen. Krankheiten, Fehlzeiten und Unfälle können eine Folge dieser ungesunden Lebenseinstellung sein.
Arbeitssüchtige nehmen zuwenig Rücksicht auf sich selbst - und auf andere, was den Umgang mit ihnen schwierig macht. Sie sind oft gereizt, unbeherrscht, wenig teamfähig, launisch, unflexibel und verschlechtern damit das Arbeitsklima.
Häufig werden in dieser Überforderung auch folgenschwere Fehlentscheide getroffen. Wichtige Arbeiten oder Entscheide werden hinausgeschoben, bis sie sich zu einem riesigen Berg anwachsen (wenn etwas noch nicht erledigt ist, kann das Denken und Fühlen weiter permanent um diese Sache kreisen). Es kann sogar so weit gehen, dass Betroffene kleine oder grössere Katastrophen selbst inszenieren, um diese dann unter grossem Aufwand und Zeitdruck zu «löschen».
Mit der immer stärker zunehmenden Anspannung ist es zunehmend unmöglich, kreativ, flexibel und objektiv zu sein, was für qualitativ gute Arbeit notwendig ist. Arbeitssüchtige haben im Vergleich zu Nichtarbeitssüchtigen eine deutlich negativere Haltung gegenüber ihrer Arbeit.
Im Endstadium nimmt eine generelle Gleichgültigkeit überhand.
Und vor allem:
Arbeitssucht ist eine lebensbedrohende Krankheit!
Arbeitssüchtige sind in hohem Masse gefährdet von Burn-out, Suizid, Herzkrankheiten, Hirnschlag, Depressionen, weitere Suchtkrankheiten (z.B. Medikamentenmissbrauch, Alkohol, Rauchen, Essstörungen etc.).
Manche Arbeitssüchtige leiden schon seit Jahren. Nicht selten fällt der Leistungseinbruch (stark verminderte Leistungsfähigkeit, wenig oder gar kein Arbeiten mehr und Arbeitaufschieben) im Endstadium Vorgesetzten erst viel zu spät auf, da der Betroffene sich als äusserst selbständiger, zuverlässiger Mitarbeiter den eigentlich nötigen Kontrollen entzog.
Infos für Vorgesetzte und Mitarbeiter
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INFO + TIPPS
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Führen heisst:
bei den Menschen sein
«In vielen Betrieben ist die Betriebskultur so angelegt, dass Menschen sich süchtig verhalten»
Ivars Udris
ETH-Institut für
Arbeitspsychologie
Viel zu häufig gelten Arbeitssüchtige leider immer noch als besonders gute Mitarbeiter.
Das Gegenteil ist der Fall!
Tatsächlich verursacht arbeitssüchtiges Verhalten
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viel unnötige Arbeit |
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Unnötigen Zeitdruck
und Stress |
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Fehler |
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Absenzen |
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Fehlentscheide |
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Ausgiebige Beschäftigung mit Nebensächlichkeiten statt Konzentration aufs Wesentliche |
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Unflexibilität |
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Beeinträchtigung des Arbeitsklimas / fehlender Teamgeist (gereiztes, unbeherrschtes Verhalten, Aggressivität, Ungeduld) |
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Kommunikations-unfähigkeit |
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Unbereinigte Konflikte |
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Überforderung anderer Mitarbeiter |
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Starkes, ineffizientes Kontrollverhalten |
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Kosten infolge der Unfähigkeit zu Delegieren |
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Unfälle |
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Nach einem Crash evtl. langfristige Arbeits-unfähigkeiten
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Weitere Süchte (Rauchen, Alkohol, Medikamenten-missbrauch, harte Drogen etc.) |
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Leistungsabfall |
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Gesundheitskosten |
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Deutlich negativere Haltung gegenüber ihrer Arbeit als Nichtssüchtige. |
Besonders gefährdet sind Mitarbeiter/innen in sozialen/helfenden Berufen. Gerade Idealisten reagieren oft auf jede Niederlage mit noch mehr Engagement.
ARTIKELTIPP:
Unsinn Überstunde
Artikel in der Sueddeutsche.de
von Nicola Holzapfel
«Flexible Arbeitszeit»
gilt als modern und innovativ, soll Effizienz steigern und dem Mitarbeiter mehr Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung ermöglichen.
In Wirklichkeit aber führt die «neue Zeitsouveräni-tät» schon bald zu gestressten und über-lasteten Mitarbeitern, die unter Ängsten und Überforderung leiden.
Der Druck auf den Einzeln erhöht sich und die Mitarbeiter verwechseln zunehmend die Interessen des Unter-nehmens mit ihren eigenen.
Das führt zu Ver-sagensängsten, Konkurrenzdruck und zunehmendem Gefühl, allein mit den Problemen zu sein, die dann letztlich nach Hause genommen werden. Individuelle Selbstorganisation unter-stützt die negative Entwicklung von Suchtgefährdeten.

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Wirklich erfolgreich ist, wer sein menschliches Potenzial leben kann
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