Information | für Angehörige

Informationen für Angehörige


Herzlichen Dank, dass Sie bei uns hineinschauen und dass Sie einem betroffenen Angehörigen helfen möchten:

Gerne unterstützen wir Sie dabei.


Wir hoffen, wir können Sie mit den Informationen auf dieser Homepage, mit dem Austausch im Forum oder auf irgendeinem anderen Weg unterstützen.

Besonders freuen würde es uns, Sie bei einem unserer Treffen – sei es in der Selbsthilfegruppe für Angehörige, einem Freitzeittreffen oder einen öffentlichen Themenabend – begrüssen zu dürfen.

 

Erste Schritte

Den meisten von uns sind die ersten Schritte schwer gefallen. Die Konfrontation mit dem Problem. Einzugestehen, dass ein Angehöriger unter einem Problem leidet und Hilfe braucht. Schon lange hätte man Hilfe suchen sollen und sich helfen lassen.

Vielleicht sind Sie widerwillig auf diese Homepage gekommen, weil andere Sie auf das Thema Arbeitssucht zu Ihrem Angehörigen angesprochen haben?

Oder Sie suchen Unterstützung, weil das Arbeitsverhalten Ihres Angehörigen alles andere im Leben überschattet?

Sie möchten etwas ändern, aber wissen einfach nicht wie und wo anfangen?

Vielleicht haben Sie Angst und machen sich Sorgen um Ihren Angehörigen?

Die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung

Angehörige merken oft als erste, dass ein Problem vorliegt - meist viel früher als Arbeitgeber oder Betroffene selbst.

In ihrer Überforderung empfinden Betroffene zunehmend auch die Zuwendung ihrer Partner, Kinder, Freunde etc. als «Anforderungen» oder gar « Überforderungen», die sie infolge des bereits hohen Druckes, dem sie sich aussetzen, abzuwehren versuchen.

Um den Ansprüchen besser gerecht zu werden, arbeiten sie noch mehr und geraten so immer tiefer in Bedrängnis. Dabei wird die Arbeit manchmal sogar als Vorwand benutzt, um sich der Familie – obwohl man sie liebt – zu entziehen und die Zeit mit ihr noch mehr einzuschränken.

So entstehen nicht-präsente, unsichtbare Partner, fehlende Väter/Mütter - deren ganze Zärtlichkeit in die Arbeit/ins Geschäft fliesst …


Trotz all dem, steht hinter dieser Sucht die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Diese Liebe und Anerkennung suchen Arbeitssüchtige auch von ihrer Beziehung und Familie, obwohl sie paradoxerweise gerade diese – ebenso wie sich selbst – besonders stark vernachlässigen. Auch hier hoffen und glauben sie, je mehr sie leisten würden, desto liebenwerter seien sie dadurch.


Trotz dieser offensichtlichen Probleme ist dem Betroffenen seine Sucht meist nicht bewusst.
In unseren Informationen finden Sie eine Liste der typischen Denk- und Verhaltensweisen von Arbeitssüchtigen. Vielleicht ergibt sich eine geeignete Gelegenheit, diese zusammen durchzugeben? Wahrscheinlich wird Ihr Angehöriger überrascht sein von unterschiedlichen Bewertungen und vielleicht ergibt sich daraus eine gute Ausgangslage, das Problem anzusprechen und vielleicht sogar anzugehen.

Behalten Sie dabei aber Distanz und versuchen sie nicht «Therapeut» zu spielen: Arbeitssucht ist eine ernsthafte Krankheit und viele Betroffene sind suizidgefährdet.

Als Angehörige/r kommt Ihnen

eine sehr wichtige Rolle zu

Bei der Genesung von Arbeitssucht kommt den Angehörigen eine sehr wichtige Rolle zu. Denn sie haben das Ausleben von Arbeitssucht in der einen oder anderen Form ermöglicht und unterstützt, z.B. indem sie sich dem arbeitssüchtigen Verhalten angepasst haben.

 

Unsere Tipps für Angehörige

und für Gespräche mit Betroffenen:

» Informieren Sie sich über Arbeitssucht
»

Was ist für Sie wichtig, was möchten Sie, welches sind Ihre Bedürfnisse? Wie kann es für Sie stimmen?

» Behalten Sie Distanz.
» Passen Sie sich dem arbeitssüchtigen Verhalten nicht (mehr) an.
» Lassen Sie sich Ihre Sorgen nicht «ausreden» und bagatellisieren.
» Widersprechen Sie Schutzbehauptungen
z.B. «ich arbeite ja nur für dich so hart», «nur noch dieses Projekt, dann habe ich Zeit für dich», «im Geschäft klappt es nur, wenn ich alles selber mache», «ohne mich läuft im Geschäft nichts» etc. und stimmen Sie nicht in dieses Lied ein.
» Lassen Sie sich dabei helfen, z.B. in einer Selbsthilfegruppe oder einer Paartherapie ...
» Machen Sie Vorschläge für die Freizeit, die nichts mit der Arbeit zu tun haben, sondern nur Spass machen und die Lebensfreude wecken
» Planen Sie gemeinsam regelmässige (entspannende und erholsame!) Aktivitäten und Gespräche.

 

   
»

Sprechen Sie das Problem an:

 

Versuchen Sie möglichst partnerschaftlich miteinander zu sprechen, auf derselben Augenhöhe.
Gehen Sie ernsthaft und mitfühlend auf den Betroffenen zu, aber nicht psychologisierend.
Zeigen Sie Wertschätzung und Anerkennung. Nehmen Sie darauf Rücksicht, dass Betroffene unter ungeheurem Druck und unter Ängsten stehen – oft sogar suizidgefährdet sind.
 


Äussern Sie Ihre Beobachtungen und damit verbundenen Sorgen in der Ich-Form. Machen Sie klare Aussagen.
 

Vermeiden Sie dabei Vorwürfe
(die machen sich Betroffene selbst genug)
 

Halten Sie sich mit Ratschlägen zurück.
(Ratschläge fruchten erst nach Einsicht in die Notwendigkeit einer Veränderung).
 

Seien Sie ehrlich.

Übergehen, leugnen oder verniedlichen Sie die Gefühle nicht. Nicht in falsche Fröhlichkeit oder falschen Optimismus verfallen, sondern offen sein.

   
»

Nachfragen

Fragen Sie nach, wie der Betroffene es sieht.

Geben Sie ihm die Möglichkeit, Stellung zu nehmen, nachzufragen. Fragen Sie, ob sich der Betroffene als verändert erlebt. Ermutigen Sie, über Werte zu sprechen, über Veränderungen in Einstellung, Verhalten, Gefühlen etc.

   
»

Unterstützung anbieten
Bieten Sie Hilfe und Unterstützung an, behalten Sie dabei die nötige Distanz.
Geben Sie evtl. auch Adressen an, wo weitere Unterstützung zu finden ist (Selbsthilfegruppe, Arzt, Erholungskur etc.)
Machen Sie Vorschläge, wie Sie Ihren Angegehörigen dabei unterstützen könnten, z.B. in dem Sie den ersten Anruf für den Betroffenen tätigen, ihn zu einem ersten Besuch einer Gruppe oder einem Arzt begleiten etc.

   
»

Treffen Sie Vereinbarungen und setzen Sie Fristen
Treffen Sie gemeinsam (überprüfbare) Vereinbarungen oder Regeln. Formulieren Sie Ihre Erwartungen leicht verständlich und klar.

Setzen Sie Fristen, bis wann die Vereinbarungen umgesetzt werden sollen.

Helfen Sie mit beim Erstellen eines Genesungsplans

   
»

Mut machen
Unterstützen Sie mit ehrlicher, positiver Haltung: gemeinsam wird man es schaffen!

   
»

Weitere Gespräche
Besprechen Sie sich erneut. Wie wurden die getroffenen Vereinbarungen eingehalten? Wie geht es Ihnen? Und wie geht es dem Betroffenen und wie fühlt er sich mit den Vereinbarungen?

   
»

Ausbleibender oder nachlassender Erfolg?
Sind die Bemühungen erfolglos oder nehmen zunehmend ab, sprechen Sie sich wieder aus. Falls nötig, diskutieren Sie Konsequenzen (nur solche, die Sie im Ernstfall auch bereit sind, durchzusetzen!).

   

Mehr Infos über die Genesung

 

 

 

 

 

 

 

Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind den Regenbogen zeigst.

Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.

aus China

 

 

Es ist zwar paradox,

aber man muss für ein funktionierendes Privatleben

all das wider neu lernen,

was man für die Berufskarriere gezielt verlernt hat:

Die Stabilisierung und das Aufrechterhalten langfristiger zeitlicher und lokaler Verbindlichkeiten.

Karlheinz A. Geissler

Zeitforscher

 

 

Das Beste, was Eltern ihren Kinden mit auf den Weg geben können, ist, ihnen täglich Zeit zu widmen.

O. A. Battista

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arbeitssüchtige können unter einem immensen Druck, hoher Anspannung und grossen Ängsten stehen – auch wenn sie sich dies nicht anmerken lassen, Probleme abstreiten und bagatellisieren, Ausflüchte suchen etc.


Noch dreht sich das ganze Leben des Betroffenen fast nur um die Arbeit – hier fühlt er sich noch sicher. Kritisiert man nun diesen für ihn zentralsten Bereich, entsteht existenzielle Angst, vielleicht sogar eine Identiätskrise: der ganze Boden würde unter den Füssen weggezogen.

Gehen Sie deshalb mit dem Betroffenen behutsam vor – er kann vielleicht sogar suizidgefährdet sein.

Arbeitssucht ist eine schwere Belastung – auch für Angehörige Wir sind gerne für Sie da.